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Münster St. Johannes


Die Johannes dem Täufer geweihte katholische Neumarkter Bürgerkirche, größte und bedeutendste Kirche der Stadt, wurde aufgrund ihrer zentralen pastoralen Stellung im Jahr 2015 zum Münster erhoben – eine besondere Ehre.

Die spätgotische Hallenkirche (gebaut 1404-1434) öffnet sich nicht zum Marktplatz hin, sondern auf den gegenüberliegenden kleinen Kirchplatz mit dem schönen barocken Pfarrhaus. Sie beeindruckt durch den romanischen Taufstein (1230), die spätgotische Madonna im Strahlenkranz, einen gotischen Christuskorpus und die gotischen Bildtafeln (1478) in der Marienkapelle. Der größte Schatz der Kirche ist jedoch eine Kopie des berühmten, um 1512-1515 entstandenen Grünewald’schen „Isenheimer Altars“. Die erst 1975-1985 von den Gebrüdern Steff und Cornelius Menzel aus Göppingen angefertigte Kopie zeigt die drei Schauseiten „Die Kreuzigung des Lichts“, „Das Wachsen des Lichts“ und „Heilige Vorbilder“. Den Sandsteinquaderbau der Kirche - eine der ersten spätgotischen Hallenkirchen Deutschlands - überragt der mit 72 Metern höchste Turm der Diözese Eichstätt.

Virtueller Stadtrundgang mit Gästeführerin Claudia Forster

Neumarkter Gästeführerin Claudia Forster

Betrachtet man die Fenster des Neumarkter Münsters von außen, wirken sie grau und unscheinbar. Von innen, im strahlenden Licht der Sonne, entfalten sie jedoch ihre ganze Farbenpracht.

Anfang des 20. Jahrhunderts befanden sich bereits sieben wertvolle Buntglasfenster im Altarraum der St.-Johannes-Kirche. Durch einen amerikanischen Luftangriff im April 1945 blieb die Kirche an sich zwar weitgehend verschont, die Wucht der Bombendetonationen zerstörte jedoch alle Fenster. Statt Buntglas wurden im Zuge der Wiederherstellung klare Scheiben eingesetzt. Der Nachteil zeigte sich bald: Die Sonne blendete den Pfarrer und die Kirchgänger bei der Messe.

In den 80er Jahren kam der damalige Stadtpfarrer Kaspar Hirschbeck auf die Idee, wieder Buntglasfenster einbauen zulassen. Dazu entwickelte er ein theologisches Programm, dessen zentrales Thema lautete:

Gott in der Welt - wie wurde und wie wird die Wirklichkeit Gottes in der Welt erfahren?

So wird auf den 7 Fenstern die gesamte Heilsgeschichte in Bildsprache abgebildet.

Die beiden äußeren Fenster im Altarraum zeigen 72 Heilige, die das Wirken Gottes in der Welt als Antrieb für ihr Leben gesehen haben. In den weiteren Fenstern sind unter anderem die Sinai-Erfahrung, die Taufe Jesu und das Weihnachtsmotiv dargestellt. Viele Szenen werden durch umlaufende Zitate aus der Bibel eingerahmt.

Die modernen Buntglasgemälde gestaltete in den Jahren 1992 bis 1995 der Stuttgarter Künstler Professor Hans Gottfried von Stockhausen. Viel gedankliche, künstlerische und handwerkliche Arbeit steckt in den je 12,50 Meter hohen und 2,80 Meter breiten Fenstern.

Professor von Stockhausen äußerte sich über Pfarrer Hirschbeck schmunzelnd: „Ich habe noch keinen Pfarrer in meiner langen Zeit als Glasmaler für Kirchenfenster mit so geistiger Kraft und drängender Geduld, dazu schwindelfrei, erlebt.“

Jedes der sieben Fenster kostete damals 150.000 Euro.

Interessant ist die Finanzierung der Fenster.

Das erste Fenster wurde durch eine Erbschaft finanziert, eines konnte durch Spenden aus der Pfarrei erworben werden, ein Fenster bezahlte die Stadt Neumarkt. Auch ein Spendenverein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein weiteres Fenster zu übernehmen. Das fünfte Fenster spendete die Firma Eduscho aus Bremen. Die Kirchenstiftung übernahm die Kosten für die restlichen zwei großen Fenster.

In feinfühliger Rücksichtnahme auf die gotischen Raumverhältnisse wurde im Neumarkter Münster in herrlich leuchtenden Farben und mit modernem Zeichenstrich ein großartiges Gesamtkunstwerk geschaffen.