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Historisches Schreiberhaus


Öffnungszeiten:

Besichtigung nach Vereinbarung.

Das nach dem Hausnamen seiner letzten Besitzer benannte „Schreiberhaus“ ist Neumarkts ältestes Bürgerhaus und stammt aus dem Jahr 1430. In der gotischen Epoche entstanden, wurde es in der Renaissance (1610) und im Spätbarock (um 1770) mehrfach grundlegend umgebaut. Das Fachwerkhaus im Herzen der Altstadt war ernstlich vom Verfall bedroht, bevor die Stadt Neumarkt es von Grund auf restaurieren ließ. Eine Sensation während der Sanierung war die Entdeckung einer jüdischen Mikwe (=rituelles Tauchbad) aus dem 15. Jahrhundert in einem verschütteten Keller, die freigelegt und somit erhalten werden konnte. Heute gilt das Schreiberhaus, das den Historischen Verein und die Chevaulegers beherbergt, als Musterbeispiel für qualitativ hochwertige Denkmalsanierung und für zeitgemäße Nutzung.

Virtueller Stadtrundgang mit Gästeführer Herbert Hauser

Neumarkter Gästeführer Herbert Hauser

Das Schreiberhaus in der Bräugasse ist das älteste Bürgerhaus Neumarkts. Es stellt eine 600 Jahre alte Baugeschichte dar und ist, museumsgeschichtlich erforscht, auf das Jahr 1430 datiert!

Damit steht neben dem gotischen Rathaus ein weiterer Profanbau aus dieser Zeit, in direkter Nachbarschaft zur sakralen St.-Johannes-Kirche, als einzigartiges Denkmal im Zentrum der Neumarkter Altstadt.

Was ursprünglich abgetragen und im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen wieder aufgebaut werden sollte, zeigt sich nach rund 4-jähriger Restaurierungszeit seit  Dezember 2006 in neuem Glanz.

Die im Original restaurierte Fachwerkbauweise ist seinerzeit in einer Art zimmermannsmäßigen Kunst erstellt worden: Alles wird nur durch Verzapfungen und Verblattungen verbunden sowie durch Holznägel ineinander festgehalten. Die Zwischenräume, die sogenannten Felder oder Gefache, wurden mit Flechtwerk, Reisig und Lehm ausgefüllt. Um bedeutende historische Befunde des Hauses zu erhalten, hat man für die Sanierung die spätbarocke und klassizistische Bauphase (ab 1780) zugrunde gelegt.

Im Innern des Hauses waren einst die Gänge und der Küchenboden mit Back- oder Bruchsteinen gepflastert, die Fußböden der Wohn- und Schlafräume gebrettert und die Kellerräume hatten gestampfte Lehmböden.

Früher war die Fachwerkbauweise die billigere Variante gegenüber Steinhäuser. Heutzutage ist es genau umgekehrt, weshalb man schon mal Holzblenden auf das eigentliche Mauerwerk aufträgt und so ein Fachwerk vortäuscht.

Das Schreiberhauses mit seinem Fachwerk und den verwendeten Baumaterialien hat aber nicht nur sechs Jahrhunderte und die beiden Weltkriege überdauert, sondern bietet auch heute noch so manchen fachkundigen Anschauungsunterricht für angehende Architekten, Bau- oder Zimmermannsleute.

Eine Besonderheit stellt die im Kellergeschoss entdeckte Mikwe dar, ein rituelles jüdisches Tauchbad, dessen Einbau schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vermutet wird. Spätestens ab 1555, nach der Vertreibung der Juden aus allen pfalzgräflichen Gebieten, ist die Mikwe nicht mehr genutzt und wieder verfüllt worden.

Laut Grundbucheintrag sind ab 22.01.1902 Johann und Maria Anna Schreiber als Besitzer genannt, die das Haus innerhalb der Familie von einer Generation auf die andere weitergegeben und bis 1990 in Besitz gehalten haben. Sie verliehen dem Haus seinen heutigen Hausnamen.

Nun sind im Schreiberhaus zwei Traditionsvereine untergebracht: der Historische Verein mit einer vereinseigenen Bibliothek und die Neumarkter Chevaulegers mit einem kleinen, aber feinen Museum.

Das älteste Bürgerhaus von Neumarkt / ist somit zu neuem Leben erstarkt / und zeigt uns in seiner historischen Pracht, / was man hier aus solchen Kulturgütern macht.