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„Eppelein-Denkmal“


Franz Pröbster Kunzel (2009), Hans-Dehn-Straße

Am 15. Mai 1381 gab es auf dem Galgenhügel der Stadt ein außergewöhnliches Spektakel: Der gefürchtete Raubritter Eppelein von Gailingen, viele Jahre erfolglos gejagt, wurde durch Rädern hingerichtet. Heute erinnert an dieses Ereignis eine Stele in der Hans-Dehn-Straße in Neumarkt südwestlich des Bahnhofs, dort wo sich die Richtstätte befand. Geschaffen hat sie der Künstler Franz Pröpster Kunzel (* 1950, lebt und arbeitet in Forchheim b. Freystadt, Kulturpreisträger der Stadt Neumarkt 2013). In zwei verkanteten Stahlplatten ist das Folterwerkzeug, ein symbolisches Rad, schräg angebracht. Name und Todestag des Raubritters sind durchbrochen eingearbeitet, so dass die Inschrift mit der Sonne wandert – bis sie erlischt.

Virtueller Stadtrundgang mit Gästeführerin Claudia Radtke

Neumarkter Gästeführerin Claudia Radtke

Eppelein von Gailingen, wer kennt ihn nicht, den Raubritter, der den Nürnberger Pfeffersäcken das Leben schwer machte. Viele kennen die Hufabdrücke auf der Burgmauer der Nürnberger Kaiserburg, wo er der Legende nach durch einen waghalsigen Sprung den Nürnbergern entkommen ist. Doch nur wenige kennen die schlichte Stele auf dem ehemaligen Galgenhügel am Südausgang des Neumarkter Bahnhofs, die an seine Hinrichtung erinnert.

Kein Kaufmannszug war vor Eppelein von Gailingen sicher. Wie gern hätten die mächtigen Nürnberger ihn gefangen. Aber zu allem Übel wurde er nicht in ihrem Reichsgebiet, sondern in der Taverne beim Schloss in Postbauer-Heng gefangen. Um diese Schmach zu verdecken, entwickelte sich vermutlich die Legende von dem Sprung über die Burgmauer. Denn keiner wird gerne verspottet: „Die Nürnberger hängen keinen – es sei denn sie hätten ihn zuvor!“

Nach der Festnahme wurde Eppelein von Gailingen auf der Burg Thann eingekerkert. Burgthann, gehörte damals zur Pfalz, da es der Nürnberger Burggraf dem Pfalzgrafen Rupp-recht als Heiratsgut seiner Tochter verpfändet hatte. Man konnte ihm hier aber nicht den Prozess machen, da das Amt Burgthann nur die „niedere Gerichtsbarkeit“, aber kein Halsgericht hatte. Er wurde dem Gericht des Pfalzgrafen in Neumarkt übergeben. Hier wurde er als „vermehrter Straßenräuber“ zu der grausamsten Strafe, den Tod durch Rädern, verurteilt. Am 15. Mai 1381 wurde er öffentlich hingerichtet. Ein großes Spektakel, wurde doch der weithin gefürchtete und jahrelang erfolglos gejagte Raubritter bei vollem Bewusstsein mit einem Wagen-rad malträtiert.

Für die Kosten der Hinrichtung war die Reichsstadt Nürnberg verantwortlich. Ob die Kosten von 710 Hellern jemals bezahlt worden sind ist ungewiss. Um dieses mögliche Versäumnis zu beheben, hat das Kulturamt der Stadt Nürnberg zum 600. Jahrestag der Gefangennahme den Neumarktern 710 Pfennige übergeben. Nach Berechnungen der Sparkasse Neumarkt hätten es mit Zins und Zinseszins eigentlich 19 Billionen Euro sein müssen. Wie dem auch sei, Eppelein von Gailingen wird vermutlich noch viele Generationen beschäftigen. Schon jetzt ist er durch Legenden, Gedicht, Blaskapelle und Festspiele unsterblich geworden.

Im Mai 2009 wurde die Stele des Künstlers Franz Pröbster-Kunzel anlässlich des Eppelein Familientreffens eingeweiht. Zwei gegeneinander verkantete Seitenteile aus Stahl, schräg oben das Marterwerkzeug, vorne Name und Todestag, die mit der Sonne wandern bis sie erlöschen.